Samstag, 17. April 2010

Caro und Jan in Grundafjörður (Westisland)

Beritt und Beschlag auf Island

Nun sind wir, Jan und ich schon seit eineinhalb Monaten hier in Island und es hat sich eine ganze Menge getan auf dem Hof Naust, wo Hallur und Illugi Palsson ihre Pferde züchten. Naust befindet sich auf der Halbinsel Snæfellsnes in der Nähe von Grundafjörður in Westisland.

Die Tage nach unserer Ankunft begannen damit, den leerstehenden Stall auf Vordermann zu bringen - immerhin stand der einige Zeit leer. Als alles bezugsbereit war, ging es darum, die Herde, die ca. 3 Kilometer entfernt auf riesigen Feldern verstreut war, in ein vorbereitetes Paddock zu treiben.




















Viele pferdeinteressierte Nachbarn und Freunde kamen, um zu helfen und die Pferde zu begutachten. Mit Jeeps und Pick-ups fuhren wir los - bei der Herde angekommen, begannen Jan, ich und einige Helfer die Herde in die richtige Richtung zu treiben. Die anderen Helfer in den Autos mussten warten und – wenn die Herde am richtigen Weg war - so schnell wie möglich hinterher. Alle mussten sehr schnell reagieren, um den Bereich, für den jemand verantwortlich war, zu überwachen. Wir hatten Glück und alles ging ziemlich schnell, da einige ältere Pferde aus der Herde gut reagierten und den ihnen bekannten Weg heim nach Naust gleich fanden. Spannend zu sehen war, dass die Pferde ein Stück am Meer entlang mussten, um nicht durch den Hof des Nachbarn zu laufen. Es war ein unvergesslicher Anblick, als die Riesenherde mit ca. 45 Pferden am Strand entlang galoppierte. Ein Pick-up wartete schon am Hof und versperrte die Straße, damit die Pferde in die Hofeinfahrt und weiter ins Paddock liefen. Als sich die Pferde beruhigt hatten, wurde erstmal ein Kaffee getrunken und es war gar nicht so einfach, alle Leute bei Hallur in der Küche und im Wohnzimmer unterzubringen. Da wurde dann über die Pferde, über die Reiterei und Zucht philosophiert. Wir verstanden natürlich nicht alles Isländisch, lernten aber auch schon ein paar sehr nette „Pferdeleute“ hier kennen. Und zu unserer Überraschung machten wir die Bekanntschaft einer ersten Deutschen, die bei einem Hof ganz in der Nähe arbeitet!


Nach dem Kaffee gingen wir dann alle raus, um die Pferde zu sortieren - die, die zum Beritt oder Einreiten da bleiben sollten, wurden in die frisch vorbereiteten Boxen getrieben. Bevor dann der Rest der Herde wieder auf die Wiese kam, wurden einigen Pferden von Jan und Illugi die Hufe geschnitten und gefeilt. Anschließend öffneten wir das Paddock und die Pferde wussten, dass sie wieder zurück auf die Wiese durften und stürmten weg. Nach und nach verabschiedeten sich dann auch Freunde und Nachbarn und ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.


Die nächsten Tage bestanden hauptsächlich darin, die Pferde alle mal raus zu holen und anzubinden, die älteren auch schon zu satteln und auszuprobieren. Wobei sich das mit dem Einfangen einfacher anhört, als es tatsächlich war. Die Pferde stehen immer zu zweit in den Boxen und kennen menschlichen Kontakt nur kaum bis gar nicht. Man musste sowohl ruhig und gelassen sein, als auch schnell reagieren, um den Pferden so wenig Stress wie möglich zu machen.


Mit den 4- 5- und 6- jährigen Pferden begannen wir mit der Ausbildung von vorn - wobei ein paar von ihnen letztes Jahr schon mal mit drinnen waren und ein bisschen Longearbeit bereits kannten. Eine kleine Halle in der Größe eines Roundpens steht uns zur Verfügung, auch ein Reitplatz und natürlich ein wunderschönes Ausreitgelände, entlang am Meer und rund um den Berg, an dessen Fuß der Hof von Hallur steht.


Die Pferde die ersten paar Male raus zu holen, war nicht einfach - allerdings hatten sie in den folgenden Tagen schnell Vertrauen gefasst und alles funktionierte mit jedem Tag besser. Ich versuchte, mir besonders für die Jungen auch viel Zeit zu nehmen, um sie zu putzen und zu berühren, aber auch beim ersten Satteln, damit sie die Möglichkeit hatten, diese Dinge alle stressfrei zu lernen. Die Älteren haben Jan und ich auch das erste Mal drinnen geritten, um über ihre Reaktionen Bescheid zu wissen und mehr über ihren Ausbildungsstand zu erfahren - mittlerweile versuchen wir natürlich alle Pferde so viel wie möglich draußen zu arbeiten.
Nach über 6 Wochen können wir zufrieden zurückblicken, wir haben bei allen Pferden schon viel erreicht und jedes für sich entwickelt sich sehr schön. Mit den Jungen beginnen wir schon viel draußen zu reiten und sie zeigen alle Gänge und haben angenehmes Temperament.
Nun haben wir mittlerweile 15 Pferde zu arbeiten, 13 von Hallur und Illugi und 2 von Bekannten, die wir einreiten. Neben der ganzen Arbeit mit den Pferden gibt es für uns auch genug rund ums Pferd zu tun, Jan ist hier außerdem als Hufschmied tätig, und er hat auch schon einige Pferde beschlagen. Zum einen ist er für alle Berittpferde zuständig und es hat sich natürlich schnell herumgesprochen, dass ein ausgebildeter Hufschmied in Grundafjördur arbeitet - das hat schon viele neugierige Leute aus der Umgebung angelockt, die sich Jans Werke Vorort ansehen und ihn dann auch prompt gebeten haben, doch auch gleich ihre Pferde zu beschlagen.
























Durch die Bank sind alle Leute sehr zufrieden mit Jans Arbeit, in Island ist es außerdem nicht so einfach, einen guten Hufschmied zu finden. Viele Leute beschlagen ihre Pferde selber, oder lassen sie von Bekannten beschlagen. Häufig haben sie auch selbst ein paar Beschlagsutensilien. Ein Amboss ist allerdings hier in der Gegend eine Rarität und Jan konnte zum Glück durch Kontakte einen ausleihen. Es ist in Island üblich, dass sich die Pferdebesitzer die Eisen (und Stollen, Platten, etc.) selbst kaufen und dem Hufschmied als Material beistellen. Dadurch wird der Beschlag dann günstiger, wobei allgemein die Preise für das Beschlagen eines Pferdes in Island deutlich niedriger sind, als am Festland. Man muss also vom Equipment oft Kompromisse eingehen und sich selbst zu behelfen wissen - die ersten Tage wurden die Eisen in Ermangelung eines Ambosses eben auf einer Ackerschiene zurechtgebogen…
Wir sind froh, diese Erfahrungen in Island zu machen, es ist ein absolutes Traumland für alle Islandpferdefans, die Menschen sind so gastfreundlich und die Diskussionen auf Isländisch werden immer einfacher für uns. Wir freuen uns auf die nächsten zwei Monate voller reiterlicher und anderer Abenteuer.


Isländische Grüsse
Caro & Jan